Skip to main content


Da glaubt ein DSB-Funktionär, bei #Fraktur handele es sich um eine Nazischrift, hat aber offenbar noch nie etwas vom #Normalschrifterlass gehört. Merke: Haltung alleine genügt nicht, es braucht auch etwas Bildung dazu. Kommentar von mir auf #Facebook (auch ohne Einloggen lesbar). #Schach

reshared this

in reply to Ingram Braun

die Zahlenkombinationen 1488 und 88 waren damals auch nicht konnotiert. Die Verwendung solcher Codes, oder der Fraktur, in Neonazi-Kreisen ist allgegenwärtig, selbst wenn es historisch „falsch“ verwendet wird. Das geht sogar bis auf TikTok so, wo bestimmte Gruppen ihre Deutschlandfahnen und blauen Herzchen mit Fraktur-ähnlichen Unicode-Glyphen „verzieren“.
in reply to RolandRides

Dieser Logik nach müsste Schwarz-Rot-Gold eine Naziflagge sein. Gewiss, die originalen Nazis haben sie gehasst und verboten, aber wenn ich heute in sozialen Netzwerken ein Profilbild mit diesem Farbschema sehe, werde ich misstrauisch und habe damit meistens recht.
Wie ich schon Jochen schrieb, der Umkehrschluss ist logisch falsch.

Wofür braucht man Unicode-Zeichen, die gebrochenen Schriften ähnlich sind? Es gibt gebrochene Schriften als TTF. Und was hätten die Mathematiker gemacht, wenn TeX keine hätte?

in reply to Ingram Braun

Das "offensive Beflaggen" ist in der Tat eine dem äußerst rechten Lager zuzuordnende Verwendung. "Jedem das Seine" war auch mal unbelastet. Dinge werden verbrannt oder umgedeutet, das ist so und man kann sich daran abarbeiten oder es leugnen, aber es ändert nichts am Status quo. Ich z. B. ärgere mich über die falsche Verwendung von "neoliberal" als linker Kampfbegriff, aber ich weiß, dass ich es nicht ändern kann.

1488, 88 oder 44 sind auch "harmlose" Zahlen gewesen,die dann kodiert wurden

in reply to RolandRides

Danke für den Link! Aber bei schnellem Durchscrollen sind offenbar kantige Typen des Lateinischen die beliebteste Schrift bei Neonazis.

Im DSB-Fall ging es ohnehin darum, dass die Verwendung von gebrochener Schrift das einzige Merkmal war. Du würdest Naziumtriebe gewiss nicht annehmen, wenn eine Mutter zum Kind „Jedem das Seine“ sagt oder 88 auf einem Preissschild auftaucht.

in reply to Ingram Braun

das Problem ist, dass gewisse Gruppen schrittweise ihre code einschleusen. Beispiel ist Apu bzw Pepe the frog, der ursprünglich ein harmlos-liebenswertes "loser Symbol" war und dann daraus rassistische/antisemitische Abwandlungen kamen, die den ganzen Charakter zerstört haben. knowyourmeme.com/memes/apu-apu…

Also es fängt immer damit an, dass einzelne Codes setzen und diese abstreiten bei Kritik.

in reply to RolandRides

Fahrrad-Klamotten-Hersteller assos.com/ hatte mal Fahrradsocken mit dem Fraktur-Text "Speerspitze" im Angebot. Das war zB eindeutig ein dog whistle für SS
in reply to RolandRides

Aber auch das sind wieder Beispiele, wo ich kontextuelle Zusatzinformationen habe, die klar machen, wie so etwas gemeint ist, sofern man diese Kontexte versteht – das ist für Nichtfachleute häufig sehr schwierig. Das entspricht der Methode von Historikern, sich Überlieferungen möglichst durch einen unabhängigen Beleg bestätigen zu lassen, bevor man sie als gegeben annimmt.
in reply to Ingram Braun

Richtig: Die Fraktur wurde von den Nazis als "Judenschrift" verbrämt. Aber eben auch richtig: *Heute* ist sie die Lieblingsschrift und ein Erkennungszeichen von *Neonazis*. Das ist so weit verbreitet und stereotyp (quasi *jedes* Nazishirt und -banner ist in dieser Schrift), dass sie de facto eine Neonazischrift ist und man durchaus von der Verwendung dieser Schrift auf die Gesinnung des Schreibenden schließen darf.
in reply to Jochen Jansen ✅️

Nein, das ist ein unzulässiger Umkehrschluss. In diesen Neonazikontexten ist durch das Gesamtensemble klar, um was es sich handelt. Aber die FAZ, die sie m. E. n. sogar für Artikelüberschriften verwendet, ist nicht rechtsextrem. Die New York Times auch nicht. Deutsche Schriften werden auch gerne für Werbung für regionale Produkte verwendet (mein Bäcker hat ein sekundäres Logo in Kurrentschrift). Auch da ist kein rechter Kontext erkennbar. Und in mathematischen Formeln schon gar nicht. Böhmermann hat das allen Ernstes mal den Apotheken unterstellt, dabei ist das nicht einmal eine gebrochene Schrift, sondern wohl eher Antiqua in einer Art Dèco-Ausführung.